Artikel vom 05.07.2010 ,www.hallertagblatt.de
Stelen erinnern an Juden
Gedenkort in Braunsbach eingeweiht - Landesrabbiner zu Gast
Wenig Zulauf hatte die Einweihungsfeier für die Stelen, die vor dem Braunsbacher Rabbinatsmuseum die Namen jüdischer Bürger tragen. Von der im Vorfeld geführten Diskussion war nicht mehr viel zu hören.
MARTIN KORBAR
Braunsbach
Wenige Zuschauer wollten gleich einen Blick auf die Gedenkstelen für Braunsbacher Juden auf dem Platz vor dem Rabbinatsmuseum erhaschen.
Dabei hatte das Monument an sich und sein Standort, für den noch eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde, im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt (wir berichteten). Nun soll es an die jüdischen Bürger Braunsbachs von circa 1600 bis 1942 erinnern. Aus mehreren Vorschlägen entschied sich der Verein für den Entwurf von Architekt Siegfried Kienle.
Das Denkmal umfasst drei nebeneinander stehende Stelen aus Muschelkalk, auf denen jeweils eine Glasscheibe mit den Namen der ehemaligen jüdischen Bürgern angebracht ist. Stellvertretend stehen sie für alle Juden: diejenigen, die auf Handelswegen in der Region unterwegs waren; diejenigen, die vom Ort aus überwiegend in die Vereinigten Staaten und nach Palästina emigrierten und schließlich für diejenigen, die den Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
Angefertigt wurden die Stelen von Steinmetz Georg Stier und dem Glaskünstler Andreas Weiß. Sie wurden auf Initiative des Fördervereins Kultur im Rabbinat (Kira) geschaffen.
Kira-Vorsitzende Elisabeth M. Quirbach sagte: "Das Glas ist ein Symbol. Es ist verletzlich, zerbrechlich, aber es kann auch verletzend sein." Den Initiatoren sei es wichtig, dass die Idee des Rabbinatsmuseums aufgegriffen wurde, in der die Geschichte des Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander von Juden und Christen im Ort während mehr als 350 Jahren in Erinnerung bleiben soll. Quirbach bedankte sich bei allen Beteiligten. Durch Sponsoren - unter anderem die VR Bank Schwäbisch-Hall-Crailsheim - wurde die Realisierung möglich. Braunsbachs Bürgermeister Frank Harsch erwähnte, dass das Denkmal bewusst im Zentrum der Gemeinde steht. "Ich würde mir wünschen, die Geschichte wäre anders verlaufen, und man hätte heute nicht dieses Denkmal errichten müssen", sagte Landesrabbiner Netanel Wurmser.
André Falk, dessen Vater in die Schweiz emigrierte, sieht es als seine Pflicht an, jährlich nach Braunsbach zu reisen, um sich um den Erhalt des jüdischen Friedhofs in Braunsbach zu kümmern, den sein Großvater mitgegründet hat.
"Die heutige Jugend trifft keine Schuld daran, was den Juden damals geschah. Sie übernehmen das schwere Erbe", sagte er und betonte am Ende seines Grußworts an den Stelen: "Verbrechen wie im Dritten Reich dürfen sich nie, nie mehr wiederholen."